Online-Glücksspiel: Spielerschutz bei DGGS im Fokus
In einer Reportage berichtet der NDR über die Gefahren illegalen Online-Glücksspiels. Demgegenüber stehen die Spielerschutzmaßnahmen der in Deutschland zugelassenen Betreiber. Die Deutsche Gesellschaft für Glücksspiel klärt auf.
Online-Casinos und -Spielotheken bieten die Möglichkeit, rund um die Uhr zu spielen. Der grenzenlose Zugang zu virtuellen Glücksspielen birgt aber auch Gefahren, vor allem bei nicht regulierten illegalen Anbietern, die häufig im Ausland firmieren. Die am Montag veröffentlichte NDR-Doku „Glücksspiel im Internet: Gefährlich und oft illegal“ klärt darüber auf und lässt auch Florian Werner, den Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Glücksspiel (DGGS), als Vertreter der legalen Online-Glücksspiel-Anbieter zu Wort kommen.
Die gesamte Reportage kann bei YouTube abgerufen werden:
https://youtu.be/cNCMQPbHi6Y?t=22
Exzessives Spiel: Kontrollverlust beim Glücksspiel
Zahlreiche Menschen träumen von dem ganz großen Gewinn beim Glücksspiel. Es gibt aber einige, die die Kontrolle über ihr Spielverhalten verlieren. Der NDR-Reporter hat sich mit einem Spieler unterhalten, dem dies passiert ist.
Alles habe ganz harmlos angefangen, sagte Simon* (Name von der Redaktion geändert). Er habe mit seiner Clique eine Disco besucht, wo ein Spielautomat gehangen habe.
„Ich hatte zwei Euro und dachte, ich schmeiß die einfach mal rein. Und was passiert? Ich gewinne natürlich 300 €.“
Später habe ihn die Spielsucht gepackt. Zunächst an Automaten, später habe er nur Online-Casinos besucht. Bei über 100 Anbietern habe er sich angemeldet. Die meisten davon seien illegal gewesen. Bis zu 5.000 € habe er an manchen Abenden verloren. Insgesamt habe er im Laufe der Jahre einen hohen sechsstelligen Betrag verspielt.
Illegale Online-Casinos besonders gefährlich
Illegale Online-Casinos hielten sich nicht an Vorgaben zum Schutz der Spieler. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder versuche, gegen die illegalen Angebote anzukämpfen, erklärt GGL-Vorstand Ronald Benter.
„Wir haben einen Überblick über den illegalen Markt. Die Zahl der Webseiten beläuft sich nach unseren Informationen um 900.“
Um das illegale Spiel einzudämmen, würden neben dem Verwaltungsrecht auch Instrumentarien wie Zahlungsunterbindung, IP-Blocking sowie die Unterstützung der Straf- und Steuerbehörden angewandt.
Legale Online-Glücksspielanbieter: Hohe Umsätze trotz harter Vorgaben
Auch die legalen Anbieter von Online-Glücksspiel werden von der GGL kontrolliert. Aktuell befinden sich rund 100 Unternehmen auf der White List, die seit 2022 eine Lizenz erhalten haben.
Lizenzierte Anbieter müssen sich an eine Reihe von Vorgaben halten. Dabei steht der Spielerschutz im Fokus. Dazu gehören das anbieterübergreifende Einzahlungslimit von 1.000 €, der maximale Spieleinsatz von 1 € sowie die Fünf-Sekunden-Regel. Letztere bestimmt die Zeitspanne, die zwischen zwei Einsätzen liegen muss.
NDR im Gespräch mit DGGS-Geschäftsführer Florian Werner
Die DGGS hat 2022 als erstes Unternehmen die Lizenz für virtuelles Automatenspiel erhalten. Mit den Plattformen JackpotPiraten und BingBong vermittle die DGGS den Kunden Spielspaß und die Chance auf einen Gewinn, erklärt DGGS-Geschäftsführer Florian Werner. Dabei liege die Auszahlungsquote zwischen 90 und 95 %.
Das bedeutet, die DGGS behält für jeden Euro Einsatz zwischen 5 und 10 % ein. Davon fließe rund die Hälfte an das Finanzamt. Es sei aber davon auszugehen, dass die Gewinne der illegalen Anbieter weitaus höher liegen, denn dort unterlägen die Einsätze keiner Reglementierung.
Doch auch in den zugelassenen Online-Spielotheken hätten die Spieler die Chance auf hohe Gewinne, erklärt Werner:
„Wenn jemand aus 1 € Einsatz 500 €, 1.000 € oder 5.000 € Gewinn machen möchte, dann geht das bei uns auch, genau wie bei einem Schwarzmarkt-Anbieter. Er kann aber nicht mit 10 € Einsatz das Zehnfache des Gewinns haben, weil man bei uns einfach nicht so viel einsetzen kann.“
Was tun legale Anbieter wie die DGGS für den Spielerschutz?
Um den Schutz der Spieler zu gewährleisten, komme eine Software zum Einsatz, die mit Künstlicher Intelligenz (KI) arbeite, so Werner. Diese Software überprüfe die Spieler.
Wird ein Spieler ausgemacht, dessen Spielverhalten darauf hinweise, dass problematisches Spielverhalten vorliege, werde dieser vom Spiel ausgeschlossen, wenn er sein Verhalten nicht ändere.
DGGS setzt sich für Aufklärung und Transparenz ein
Die DGGS folgt nicht nur strikt den Vorgaben des Glücksspielstaatsvertrags, sondern setzt sich auch für Transparenz und Aufklärung ein. Dafür veröffentlicht der Glücksspiel-Anbieter regelmäßig seinen Online Glücksspiel Atlas.
In Kooperation mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey werden langfristig angelegte Studien ausgewertet und im Atlas veröffentlicht. Die Bereitstellung der aktuellen Trends bietet wertvolle Informationen zum Spielerverhalten, was langfristig verantwortungsvolles und nachhaltiges Glücksspiel im Internet ermöglichen soll.
Der Markt ist seit 2021 reguliert. Wer eine deutsche Lizenz besitzt, darf in Deutschland Glücksspiel legal anbieten. Dass der illegale Markt durch die Gesetzgebung verschwinde, sei unwahrscheinlich.
überarbeitet am: Mittwoch, 4. Oktober 2023