GambleAware-Studie zeigt Zusammenhänge zwischen psychischen Erkrankungen und pathologischem Glücksspiel
Eine neue Studie von GambleAware zeigt, inwieweit verschiedene psychische Erkrankungen mit problematischem Spielverhalten korrelieren.
Die britische Spielerschutz-Organisation GambleAware hat mögliche Zusammenhänge zwischen psychischen Erkrankungen und Glücksspielsucht untersucht. Die Ergebnisse der am Freitag veröffentlichten Studie “Gambling and Mental Health” zeigen eine starke Korrelation zwischen verschiedenen psychischen Erkrankungen und problematischem Spielverhalten.
GambleAware geht davon aus, dass psychische Störungen und Glücksspielsucht sich gegenseitig begünstigen könnten. Beides sei in den letzten Jahren in der Gesamtbevölkerung merklich angestiegen.
Mehr Glücksspieler an beiden Enden der PGSI-Skala
Insgesamt 31,2 Millionen Menschen in Großbritannien hätten im Jahr 2022 an mindestens einer Form des Glücksspiels teilgenommen. 2020 seien es 28,7 Millionen gewesen, was einem Anstieg von 8,7 % entspricht. Im gleichen Zeitraum stark angestiegen (+23 %) sei die Anzahl der Spielerinnen und Spieler mit einem PGSI-Ergebnis von acht Punkten oder höher.
Der sogenannte „Problem Gambling Severity Index” (PGSI) beschreibt den Schweregrad problematischen Glücksspiels bzw. auch die Abwesenheit davon. Der Selbsttest besteht aus neun Fragen mit den Antwortmöglichkeiten „nie”, „manchmal”, „oft” und „fast immer”. Schon wer dreimal mit „manchmal” antwortet und damit drei von möglichen 27 Punkten erhält, fällt in die Kategorie der Risikospieler mit bereits sichtbaren problematischem Spielverhalten. Ab acht Punkten werden Spielerinnen und Spieler der höchsten Risikostufe zugeordnet und gelten als pathologische Glücksspieler.
Auch die Anzahl der Spielerinnen und Spieler mit null PSGI-Punkten sei angestiegen (+19 %), ebenso wie die Anzahl der Personen mit einem Testergebnis von einem oder zwei Punkten (+7 %). Ein Rückgang um 6 % sei hingegen in der Mitte der Skala (drei bis sieben Punkte) verzeichnet worden.
Besorgniserregend niedriges Niveau psychischer Gesundheit
Während es damit betreffend die Glücksspielbeteiligung bzw. das Glücksspielverhalten starke Verschiebungen gegeben hat, hat sich laut GambleAware der allgemeine psychische Gesundheitszustand der britischen Bevölkerung stark verschlechtert. Gemessen an der sogenannten „WEMWBS-Skala”, mit dem das allgemeine Wohlbefinden einer Person abgefragt wird, seien 41 % der Bevölkerung grundsätzlich unzufrieden mit ihrem Leben.
Ebenso beunruhigend seien die Ergebnisse des sogenannten „Kessler-Tests”, nach dem rund 14,2 Millionen Menschen im Land an mäßigen bis schweren psychischen Störungen litten. Die Anzahl der bestätigten Diagnosen einer psychischen Erkrankung sei 2022 um 11 % auf 7,5 Millionen Betroffene angestiegen.
Starke Korrelation bei pathologischem Jähzorn, ADHS und hohem Kessler-Wert
GambleAware hat daher untersucht, welche psychischen Krankheiten eine besondere Korrelation mit problematischem Spielverhalten aufweisen. Sehr stark sei diese bei ADHS, pathologischem Jähzorn und hohen Werten auf der WEMWBS- und Kessler-Skala.
Eine Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) komme bei pathologischen Glücksspielern mehr als viermal so häufig vor wie bei Nicht-Glücksspielern und Spielern ohne Risiko. In der Gruppe der Nicht-Glücksspieler seien 1,2 % von der Störung betroffen, bei den Nicht-Risiko-Spielern (PGSI 0) nur 0,6 %.. Bei den pathologischen Spielern (PGSI 8+) hätten 5,5 % diese Diagnose erhalten.
Pathologischer Jähzorn hingegen liege bei 0,3 % der Nicht-Glücksspieler, bei 0,2 % der Gruppe PSGI 0 und bei 3,14 % der PGSI 8+ Spieler vor. Ein Kessler-Wert von mehr als 30, was auf mittelschwere bis schwere psychische Probleme hindeutet, werde bei 15,9 % der Nicht-Glücksspieler, bei 10,5 % der Nicht-Risikospieler und bei 47,1 % der pathologischen Spieler gemessen. Ein geringes allgemeines Wohlbefinden (WEMWBS) hingegen liege bei 42,1 % der Nicht-Glücksspieler, bei 36,4 % der Nicht-Risikospieler und bei 64,8 % der pathologischen Spieler vor.
Von Depressionen, Angststörungen und posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) hingegen seien alle Gruppen gleichermaßen betroffen. Zwischen diesen psychischen Erkrankungen und einer Glücksspielsucht scheint daher kein Zusammenhang zu bestehen.
Noch keine Erkenntnisse zur Kausalität
Wie GambleAware betont, sage die Studie nichts darüber aus, inwieweit psychische Erkrankungen die Entstehung von Spielsucht begünstigen oder eine Folge bereits bestehenden problematischen Spielverhaltens sein könnten. Für Kliniken und Hilfsorganisationen wären detaillierte Erkenntnisse hierzu sehr nützlich.
GambleAware-CEO Zoë Osmond führt aus:
„Die Zusammenhänge zwischen Glücksspiel und psychischer Gesundheit sind von großer Bedeutung für medizinisches Personal und Spieler-Hilfsorganisationen, um die bestmögliche, individualisierte Therapieform und Unterstützung zu finden. Je nach Art der psychischen Erkrankung könnten verschiedene Therapieansätze nötig sein.”
Es bedürfe laut GambleAware daher weiterer Untersuchungen, um die Zusammenhänge besser zu verstehen. Langzeitstudien, die zum einen Glücksspieler und zum anderen Personen mit psychischen Erkrankungen begleiten, könnten Aufschluss darüber geben, wann und wie es zu Überschneidungen der beiden Gruppen kommt.
überarbeitet am: Montag, 14. August 2023